Erfahrungsberichte Gruppen

„Die Solidarität in der Gruppe stärkt auf eine ganz besondere Weise die Selbstheilungskräfte der Frauen und ermöglicht ihnen an bestehende Ressourcen anzuknüpfen und neue Wege auszuprobieren.“

Margit Mühlbauer, Gruppenleitung bei Wildwasser Darmstadt e.V.

 

 

> Stärke durch Solidarität <

Meinen erlebten Missbrauch habe ich lange Zeit gut versteckt, da ich nicht auffallen wollte, sondern leben wie alle anderen auch. Äußerlich führte ich ein„normales“ Leben, heiratete, bekam zwei tolle Kinder … doch irgendwann nahm ich an mir selbst ein komisches Verhalten wahr und auch beruflich ging es stetig bergab […] Vor ca. 2 Jahren bahnten sich meine Erinnerungen ihren Weg und ich wurde von Gefühlen überschwemmt, die ich nicht kannte und mit denen ich nicht gerechnet hatte. Bei meinen Wildwasser Beratungsterminen habe ich zum ersten Mal erlebt, dass das, was ich sagte, ernst genommen wurde und mir geglaubt wurde. Jetzt bin ich Teil einer Gruppe von Frauen meines Alters. Hier werde ich verstanden und fühle mich sehr gut aufgehoben.  Ingrid*, 67

>„Irgendwann muss es ja mal gut sein!“ <

[…] Ich bin sehr dankbar, dass ich in dieser Gruppe eine „seelische Heimat“ gefunden habe, d.h. Menschen zu treffen, die mich wirklich verstehen und denen ich auch mit meinen Erfahrungen etwas zurück geben kann. Der intensive Austausch innerhalb der Gruppe gibt mir– trotz anfänglicher Bedenken – wieder Halt im Alltag, stärkt mich sehr und macht mir bewusst, dass ich mit meinem Problem nicht alleine bin. Das Feedback in der Gruppe erschüttert mich – aber in positiven Sinne! Denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass Nichtbetroffene meine innere Situation nur sehr schwer nachvollziehen können. Bei Gesprächen treffe ich oft auf die unausgesprochene Haltung „Irgendwann muss es ja mal gut sein!“. Dass die Auswirkungen des sexuellen Missbrauchs uns Betroffene ein Leben lang begleiten, ist Außenstehenden nur schwer zu vermitteln. Die Tatsache, dass die Gruppe von einer professionellen Wildwasser Beraterin geleitet wird, empfinde ich als großen Vorteil: Sie ist das Bindeglied der Gruppe und verliert durch ihre Erfahrung den „roten Faden“ nicht aus den Augen. Außerdem steuert Sie hilfreiches wissenschaftliches und medizinisches Wissen aus ihrer langjährigen beruflichen Erfahrung bei. – Helga*, 67

> Aus dem Alltag verbannte Gefühle <

Bei unseren Treffen in der Gruppe ging es mir gemischt: Es gab Abende, da fühlte ich mich gut aufgehoben, aber manchmal wurde ich durch die Erzählungen anderer Teilnehmerinnen „angetriggert“ und musste diese Gefühle zuhause erst verarbeiten. Doch ich weiß auch, dass dieses Hervorspülen von Gefühlen, die mit dem Erlebten zu tun haben und im Alltag aus dem Bewusstsein verbannt werden, auch eine große Chance in Bezug auf Eigenreflektion bieten. Diese Chance konnte ich für mich gut umsetzen und habe ganz oft großen Nutzen daraus gezogen. Sehr froh bin ich, dass die Chemie unter uns Frauen stimmt und auch die Gruppenleitung uns mit sehr viel Empathie und Engagement begegnet, aber auch in den richtigen Momenten „auf die Bremse“ tritt. Prima, dass wir in der Angeleiteten Gruppe nicht schon nach vier bis fünf begleiteten Treffen uns selbst überlassen wurden, wie ich es schon in früheren Selbsthilfe-Gruppen erfahren habe.“ – Karin*, 54

> Fremd inmitten anderer Menschen <

Als ich endlich den Mut aufgebracht hatte die Beratungsstelle von Wildwasser aufzusuchen, war ich bereits 59 Jahre alt. Meine Missbrauchserfahrung war im Alter von drei und fünf Jahren. Ich hatte das Glück, dass ich als eine der Ersten an der Angeleiteten Gruppe teilnehmen konnte. Endlich weiß ich, dass ich nicht alleine bin mit meinen Ängsten und Nöten! Auch die anderen Frauen haben ähnliche Schwierigkeiten in ihrem Leben. Durch den Kontakt mit Frauen, die ähnliche Belastungen haben, fühle ich mich jetzt nicht mehr so anders und seltsam fremd inmitten anderer Menschen.  – Christine*, 60

> Kann ich das emotional bewältigen? <

[…] Ein sehr verständnisvolles Gespräch sowie die empathische Art der Beraterin ermutigten mich zur Teilnahmean der Gruppe. Anfänglich bewegten mich Gedanken wie „bewältige ich das emotional oder kann ich mich überhaupt anderen Teilnehmerinnen öffnen?“ Doch schon nach 6 Monaten bin ich auf positive Veränderungen stolz. Das Gefühl, mit meinen schlimmen Erfahrungen nicht alleine zu sein, gibt mir viel Kraft und holt mich aus der Isolation. Ich bin so dankbar, Teil dieser Gruppe sein zu dürfen. Das Zuhören, gegenseitig Trost spenden, miteinander lachen, das Gefühl nicht mehr alleine dazustehen, ist ein großer Bestandteil meines Heilungsprozesses geworden.
– Brigitte*, 49

> Nie mehr hinter einem Lächeln verstecken! <

[…] Ich traf endlich einmal Frauen, denen es genauso geht wie mir. Wo ich mich nicht hinter einem Lächeln verstecken musste. Dieses „Ankommen“ und das Verständnis der Leitung wie auch der Teilnehmenden half mir alte Dinge in einem neuen Licht zu sehen und damit mein Leben positiv zu verändern.
Jedoch kann Gruppenarbeit auch sehr anstrengend sein. Therapie ist immer harte, aber sehr lohnende Arbeit! Dennoch würde immer wieder diesen Schritt gehen. Ich weiß aber auch wie viel Mut es braucht durch diese Tür zugehen. Ich möchte anderen Betroffenen sagen: der Mut wird belohnt! Nachdem ich die Gruppe und meine begleitende Traumatherapie beendet habe, stelle ich fest: Beides zusammen hat mir so geholfen, dass ich es kaum in Worte fassen kann!  – Michelle*, 42

> Zusammen geweint und gelacht … <

[…] Anfangs hatte ich Angst, ob es mir gut tut, die Erzählungen anderer Frauen zu hören. Ja, teilweise hat es mich sogar „angetriggert“. Doch es half mir auch weiter: Wir konnten unsere Emotionen gegenseitig nachvollziehen. Dieses Gefühl erfuhr ich nur in der Gruppe. Zwar wurde mir im „normalen“ Umfeld meines Freundeskreises stets zugesichert: „ja, ich verstehe dich“. Aber jetzt weiß ich, dass nur Menschen, die gleiches oder ähnliches Leid erfahren haben, wirklich nachvollziehen können, was einen durch die Missbrauchserfahrung bewegt.

Wir haben zusammen geweint und gelacht, waren wütend, durften zweifeln, konnten unendlich schwach sein, denn wir wussten, dass wir in der Gruppe positiv gestärkt werden. […] und vor allem: Es kamen neue wertvolle Menschen in mein Leben! Es lohnt sich auf jeden Fall, diesen Weg zu beschreiten, auch wenn er anfangs mit Angst und Zweifel verbunden ist. Danke Wildwasser, – Ihr habt mein Leben wertvoller und lebenswerter gemacht! – Hannah*, 50

*Name geändert


Überlegen Sie, ob eine Angeleitete Gruppe das Richtige für Sie ist? Möchten Sie Näheres über das Miteinander in der Gruppenarbeit erfahren? Dann vereinbaren Sie gerne einen Gesprächstermin mit uns: Tel.: 06151-28871 oder per e-mail margit.muehlbauer@wildwasser-darmstadt.de